Berlinbsn

125 jüdische Organisationen schreiben an Facebook

Täglich begegnet uns Judenhass – und das sehr oft in den sozialen Medien. Selbst, wenn man antisemitische Kommentare und Beschimpfungen meldet, werden diese oft mit Verweis auf die sog. „Gemeinschaftsstandards“ nicht gelöscht und die Hasser nicht sanktioniert.

Zusammen mit einer Vielzahl international jüdischer Organisationen hat die WerteInitiative die Vorstände von Facebook angeschrieben, wo es immer wieder zu Unklarheiten kommt, wann es sich bei Postings um freie Meinungsäußerungen und wann um Antisemitismus handelt. Die bisher weltweit anerkannteste und auch von der Bundesregierung angenommene Antisemitismus-Definition ist die der IHRA. Die IHRA, die International Holocaust Rememberance Alliance, ist ein Zusammenschluss von über 35 Staaten. Diese haben eine Definition erarbeitet, was Antisemitismus eigentlich ist – ein Teil davon ist auch der israelbezogene Antisemitismus. Weil Antisemitismus nicht erst beim Aufruf zum Massenmord beginnt, müssen auch subtilere Formen entschieden bekämpft werden.

Elio Adler, der Vorsitzende der jüdisch-deutschen WerteInitiative: „Deutschland hat dieses Jahr den Vorsitz der IHRA. Da ist es nur konsequent auch von sozialen Medien die Implementierung dieser Antisemitismus-Definition zu fordern. So würde die Teils nebulöse Anwendung der sogenannten Gemeinschaftsstandards transparenter werden. Der Kampf gegen Online-Hass kann gar nicht hoch genug bewertet werden, denn die letzten Attentate haben gezeigt, dass Online-Hass die Vorstufe zu Offline-Terror sein kann.“.

Ferner, so die Forderung des Vereins, sollten die Anbieter sozialer Medien gegen die Standards verstoßende Äußerungen nicht einfach löschen, sondern in eine Art Quarantäne-Box verschieben, damit sie Berechtigten (z.B. Ermittlungsbehörden, Geschädigten, Wissenschaftlern) zugänglich bleiben.

Dass das Anliegen wichtig ist, ist hinlänglich bekannt. Doch fällt es gerade jüngeren Leuten schwer sich von Facebook, Likes und shares zu verabschieden, sollte der Anbieter seine Einstellung nicht ändern.

Als Autor dieses Textes mache ich hier mal einen Anfang: Ich habe meine Facebook-Fanpage, verifiziert und mit rund 50.000 Likes, einfach gelöscht.

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