Es ist eine einfache Gegend in Detroit, der größten Stadt des US-Bundesstaates Michigan. Einst wurden hier viele Autos gebaut, es gab eine gute Mittelschicht und viele Arbeiter. Ende der 1970er Jahre brach die Industrie in Teilen zusammen, die Region erholte sich nie richtig. Mittendrin Aladdin Sweets und Café. Geführt wird es von einem aus Bangladesch stammendem Moslem. Und er ist Trump-Fan. Daher kommt heute der ehemalige US-Botschafter und Geheimdienstchef Richard Grenell hier her und spricht mit der „Muslims for Trump“ Community.
Grenell als US-Botschafter
Grenell war als Trumps US-Botschafter in Berlin bekannt oder eher berüchtigt. Er warnte vor einem Erstarken des Iran, vor einem angriffslustigen Putin und empfahl den Deutschen, Nordstream 2 nicht in Betrieb zu nehmen. Alles Dinge, für welche er damals unter anderem als „rechtsextremer Kolonialoffizier“ oder „Totalausfall“ kritisiert wurde.
Er hielt an seiner Linie fest und blieb an der Seite Trumps als einer der engsten Vertrauten. Derzeit wird er als Außenminister in einem potenziellen Trump-Kabinett gehandelt. Hoher Besuch im kleinen Café sozusagen. Also finde ich mich eine Stunde vorher ein. Ordentlich angezogen. Und werde von den zwei anderen Gästen angestarrt. Etwas overdressed für einen Baklava-Laden im „Rust Belt“.
Das Community-Cafe
Am anderen Tisch sitzen zwei Polizisten, die hier ihre Pause verbringen. Sie unterhalten sich mit den Kellnern, scherzen, essen. „Hey, alles gut bei dir?“, fragen sie mich. Und ich bin mir nicht ganz sicher, wie es gemeint ist. Einfach eine Floskel? Oder wirke ich so verloren? Ich erkläre kurz, warum ich da bin. Sie lachen: „Na eine Schlange wird es hier nicht geben. Hier verirrt sich niemand hin.“ Das Haus gegenüber hat kaputte Fenster und eine etwas kaputte Holztreppe. Das Aladdin sieht gepflegt, aber in die Jahre gekommen aus. Handgemalte Schilder ergänzen die gedruckten. Die Einrichtung ist in Ordnung, hat aber schon bessere Tage gesehen. In der Tat eine ganz andere Location, als der Madison Square Garden am Anfang der Woche.
Muslims for Trump
Warum kommt also ein wichtiger und vielbeschäftigter Trump-Vertrauter so kurz vor dem Wahlkampf hierhin? Und das ist nicht der einzige Termin dieser Art. Seit Tagen sind es fünf bis zehn. Tagsüber kleinere, abends größere. Die Moslems machen ca. 1,5 % der Wähler des Landes aus. Den aktuellen Umfragen nach steht es 50 % zu 50 % zwischen Trump und Harris. Da sind 1,5 % doch wieder entscheidend. „Wir kümmern uns um die Minderheiten, die Arbeiter, die normalen Leute“, erklärt Grenell. Und dazu gehöre es eben, volksnah zu sein, an kleinen Events teilzunehmen, direkt bei den Menschen zu sein. Das überzeuge die Leute vor Ort, die dann als Multiplikatoren dienen sollen. „Ihr müsst Wayne County auf Trump drehen. Und ich verspreche euch: Die nächsten zwanzig Jahre wird jeder Kandidat genau hier stehen, weil ihm klar wird, wie relevant diese Community ist“, erklärt Grenell den Anwesenden.
Einer der Sprecher von „Muslims for Trump“ ergänzt: „Wir stehen hier nicht, um irgendwen zu überzeugen, der gegen Trump ist. Wir sind für die Leute da, die ihn wählen wollen. Klar hat er früher andere Dinge gesagt. Aber das war früher. Wir blicken in die Zukunft.“ Zu Trumps Ablehnung von Muslimen sagt er: „Da machen wir große Fortschritte. Und er hat auch gesagt, dass er Moslems liebt.“ Entscheidend für seine Gruppe sei nicht, was Trump irgendwann mal irgendwo gesagt habe, sondern dass er die Immigration in geregelte Bahnen lenken und die Kriege auf der Welt beenden wolle.
Trump solle Tote im Nahen Osten verhindern. Den Krieg dort direkt beenden. Das wird ihm zugetraut. Gerade nach den Erfolgen seiner Administration in seiner vergangenen Legislaturperiode.
Nach einer halben Stunde sind die Redebeiträge vorbei und alle werden zurück ins Aladdin gebeten. Dort ist ein kleines Buffet mit Süßigkeiten und Tee aufgebaut und alle sind eingeladen, in den Dialog miteinander zu treten.
„Wir müssen bald weiter“, entschuldigt sich einer von Grenells Vertrauten und verabschiedet sich direkt. Noch mehrere Termine und abends ein Public Viewing eines Mixed-Martial-Arts Kampfes in einem jemenitischen Restaurant. Und so schnell, wie die Veranstaltung begann, ist sie auch wieder vorbei. Die letzten Tage des US-Wahlkampfes. Jedes Promille zählt für die Kandidaten.