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Eurosatory 2024 – Quo Vadis, Drohne?

Aufklärungsdrohnen, Drohnenabwehr, Drohnenabwehr mit anderen Drohnen, Drohnenabwehr die andere, abwehrende Drohnen abwehrt – auf der Eurosatory trifft man vieles, was militärisch sinnvoll wirkt, und die ein oder andere Lösung, die militärisch eher weniger sinnvoll wirkt.  Malte Ian Lauterbach berichtet aus Paris von einer der größten Verteidigungsmessen Europas.

Insbesondere im Ukrainekrieg wurde viel Technologie immer wieder als „Gamechanger“ deklariert, deren Effekt schnell wieder negiert wurde. Am Anfang des Krieges waren es die Aufklärungsdrohnen vom Typ Bayraktar, die die russischen Konvoys auf dem Weg nach Kyiv heimsuchten und die Versorgungslinien glatt durchtrennten – oder später im Konflikt Systeme wie HIMARS& MARS II, mit denen die russischen Versorgungsdepots tief hinter der Front zerstört werden konnten – viele dieser Gamechanger konnten durch veränderte Taktiken in ihrem Nutzen negiert – oder zumindest erheblich eingeschränkt werden. Anders verläuft es mit der FPV-Drohne, die heute analog zu Anti-Panzer Waffen eingesetzt wird. 

Die massive und leichte Verfügbarkeit von kleinen, schnellen Drohnen hat das moderne Schlachtfeld verändert wie wenige Waffen es in den letzten Jahrzehnten getan haben. Nicht nur in der Ukraine – sondern auch im Nahen Osten. Schon vor Jahren berichtete ich über die Drohnenarsenale der Ansar Allah al Huthi-Rebellen,die auch jetzt immer wieder für Angriffe auf Containerschiffe genutzt werden. Problem hier immer wieder das Shot-Exchange Problem:

Klar kann man die meisten Drohnen mit einer Rakete vom Himmel holen. Die Drohne kostet jedoch oft weniger als 1000€ pro Stück, die Abwehrraketen oft mehrere hunderttausend Euro. Der Stückpreis für das modernste amerikanische System vom Typ RIM 161 Standard Missile III kostet zwischen 9.7 und 21 Millionen Euro pro Rakete. Während der iranischen Raketenangriffe im April Schoß die U.S Navy 2 ballistische Raketen ab und nutzte dafür 6 Raketen dieser Art. 

Die Raketen vom Typ Standard Missile II kostet um die eine Million Euro pro Rakete. Diese werden täglich genutzt, um Schifffahrt im Roten Meer zu beschützen.
Wie also diesem Shot-Exchange Problem aus dem Weg gehen? Die Eurosatory liefert die Antwort. Vielleicht. Von alten „Klassikern“ wie Breitband-Störsendern allerlei Firmen gibt es auch Innovationen – oft mit fraglicher Effizienz:

Ein britisch-israelisches Konglomerat zeigt ein System, was Drohnen in eine Art Fallschirm eingewickelt zu Boden bringt. Aber auch hier wieder das gleiche Problem – das System scheitert sofort, wenn mehrere Drohnen im Einsatz sind.

Ein ukrainisches Startup zeigt mir eine Aufklärungsdrohne, die als Mutterschiff andere FPV-Drohnen nutzt, um wiederum andere Drohnen abzuschießen. Auch nicht anders als Luftkampf mit modernen Waffen, aber vollkommen manuell.

Live über der Ukraine: Drohnenabwehr mit Aufklärungsdrohne.

Etwas kinetischer sind Systeme wie Radar-gelenkte Maschinengewehre – bei der jedes einzelne der Geschosse individuell steuerbar ins Ziel treffen.
Andere Lösungen, die eigentlich totgesagt und deaktiviert worden sind, finden zur Drohnenabwehr eine neue Definition – der deutsche Flakpanzer Gepard, eigentlich Produkt des kalten Krieges um Helikopter, langsame Cruise Missiles und Erdkampfjets abzuwehren findet in der Ukraine neue Definition als Mittel gegen Drohnenschwärme vom Typ Schahed-136. 

Moderne Implementierung von Rheinmetall: Skyranger 30.

Auch in Israel diskutiert man über die Wiedereinführung des Machbet, eines SPAAG auf dem Chassis eines M113, den man bereits vor einigen Jahren aus dem aktiven Inventar entfernt hatte. Apropos Israel: Obwohl israelische Technik, wie zum Beispiel das Active Protection System Trophy, in den meisten der vertretenen Systeme vorhanden ist, durften keine israelische Firmen auftreten, nach dem ein französisches Gericht einen Boykott erzwungen hatte.

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