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Kurdistans nicht-fake Ikea

In vielen Teilen der Welt fährt man zu IKEA, wenn man seine Wohnung einrichten will. Warum nicht auch in Kurdistan? Klar gibt es in der Hauptstadt Erbil zehn Shoppingmalls, in denen es auch Möbelhäuser gibt und klar gibt es unzählige weitere Möbelgeschäfte entlang der Einkaufsstraßen. Aber was, wenn man sein Billy Regal vermisst? Ein Blick auf Google Maps verrät: Es gibt fünf IKEA und sogar eine Ikea-Apotheke. Ein Blick auf die Ikea-Webiste sagt, es gäbe in ganz Kurdistan-Irak keine Filialen. Die Wahrheit liegt dazwischen.

Die IKEA Läden sehen alle irgendwie gleich aus: Kleine Läden von 200-1.000 Quadratmetern, in denen sich dicht an dicht Ikeaware drängt. Aufgebaute Schlafzimmer, Esstische nebst Stühlen und Kisten voller Kleinkram. Alles ist mit der IKEA-Produktnummer und einem Preis in irakischen Dinar versehen. Und es handelt sich um echte IKEA Produkte. Allgemein sind kleinere Produkte wesentlich teurer als in Deutschland, größere haben nur einen geringen Aufpreis. Das Jonaxel Beistellregal kostet in Kurdistan rund 25,-€, in Deutschland lediglich 15,-€, für eine Lommarp TV-Bank zahlt man in Deutschland 249,-€, in Kurdistan im Sale lediglich 235,-€.

Doch der Laden ist klein. Unmöglich kann man hier größere Mengen an Ware lagern. „Das ist nur mein Showroom“, sagt der Inhaber eines Ladens. „Mein Lager ist draußen bei den anderen Lagerhallen. Man bestellt und bezahlt hier und holt es dort ab. Oder wir liefern es am gleichen Tag gegen 25,-€ Aufpreis“. Er lebte selber einige Zeit in Europa und sah in Kurdistan einen Markt für die Produkte. Also begann er diese in kleinen Mengen zu importieren. Inzwischen kauft er die gängige Ware lasterweise und alles andere kann man mit einer Lieferzeit von 2-4 Wochen bestellen. Garantiefälle werden direkt vor Ort verhandelt und gelöst und das Angebot immer wieder durch lokale Produkte ergänzt.

Die Shops funktionieren alle ähnlich. Neben IKEA gibt es gleiche Angebote von etlichen anderen Herstellern, die noch keine eigenen Läden im Land haben. Oft wird die Ware einfach aus der Türkei auf dem Landweg importiert. Geht das nicht, holt man die Waren von dort, wo sie verfügbar sind.

Im Gegensatz zum Fake-Disneyland in Kirkuk ist die Ware also kein Fake, aber der Laden auch nicht ganz original. Die kurdische Lösung eben.

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