S-70 Teile in Berlin gezeigt
Die Drohne S-70 Okhotnik, auch Hunter genannt, soll dank ihrer Stealth-Eigenschaften zu einem Phantom am Himmel und zu einer Art Wunderwaffe der russischen Luftwaffe werden. Sie ist etwa so groß wie ein Kampfflugzeug und kann bis zu 2.000 kg Waffen tragen. Doch am 5. Oktober 2024 wurde eine S-70 bei einem Einsatz über dem Donbas in der Nähe von Chasiv Yar von einer russischen Su-57 abgeschossen. Unser Kollege Patrick Enssele war an der Absturzstelle und hat die Trümmer für die Welt dokumentiert. Einen Tag zuvor haben wir die Feuerwehr von Pokrovsk bei ihren Einsätzen begleitet.
Die Untersuchung des ukrainischen Militärgeheimdienstes GUR ergab, dass die Drohne 30 verschiedene Komponenten von westlichen Herstellern enthielt. Die Drohnen enthalten westliche Technik aus den USA, Deutschland und der Schweiz.
Heute zeigte die ukrainische Botschaft die erbeuteten S-70-Teile beim deutschen Drohnenhersteller Quantum Systems. Mitglieder des Verteidigungsausschusses sollten die Möglichkeit erhalten, sich über die rund 30 deutschen Unternehmen zu informieren, deren Komponenten in russischen Waffensystemen gefunden wurden. Dies war bisher die einzige Möglichkeit, diese Teile in Deutschland zu sehen und selbst näher zu untersuchen.
Russland hat allein im Oktober rund 2.000 Drohnen gegen ukrainische Zivilisten eingesetzt – mehr als sechzig pro Tag. Die meisten davon waren Shahed-Drohnen. Auch diese haben wir in der Vergangenheit untersucht und Teile von Infineon und Texas Instruments gefunden. Die Sanktionen erschweren es Russland, an die benötigten Teile zu kommen, aber die bisherigen Maßnahmen reichen nicht aus. Deshalb fordert der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev vier Dinge:
1. „No-Russia-Clause“ durchsetzen: Der Reexport von Dual-Use-Gütern westlicher Hersteller nach Russland muss verhindert werden. Dies gilt nicht nur für Unternehmen mit Sitz in Europa, sondern auch für deren Tochtergesellschaften in Drittstaaten.
2. Sanktionen gegen den russischen Finanzsektor: Die vollständige Isolation des russischen Finanzsystems von der zivilisierten Welt würde die Beschaffung kritischer Komponenten erheblich erschweren.
3. Maßnahmen gegen die russische Logistik mit Sanktionen gegen ihre Flug- und Seehäfen.
4. Höherer Sanktionsdruck: Neue Restriktionen im russischen Nuklearsektor, die Senkung der Preisobergrenze für russisches Öl sowie Importverbote für russisches Flüssiggas und Stahlprodukte.
Bis heute wird die ukrainische Zivilbevölkerung täglich mit russischen Raketen, Drohnen und Artillerie angegriffen. Ein Ende des Konflikts ist nicht absehbar. Russland hat bisher mehr als 10.000 ukrainische Zivilisten getötet. Die internationale Gemeinschaft muss unverzüglich politischen und militärischen Druck auf Russland ausüben, um diesen Krieg zu beenden.