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Kurdisches Kamerateam im Irak festgehalten

Kurdistan (Irak) – Am vergangenen Sonntag haben irakische Sicherheitskräfte ein Team des kurdischen Fernsehsenders Kurdistan24 in Kirkuk festgehalten.

Am 02. August berichteten Reporter Soran Kamaran und Kameramann Nawzad Mohammed von einem Zusammenstoß zwischen kurdischen und arabischen Familien im Dorf Guli Tapa nahe der Stadt Kirkuk. Sie befanden sich dabei in den Umstrittenen Gebieten, auf die sowohl die kurdische Regionalregierung als auch die Zentralregierung in Baghdad Anspruch erhebt. 

Kurdische Anwohner berichten, dass die irakische Bundespolizei die arabischen Anwohner in einem Streit um ein Stück Land unterstützt habe, woraufhin die Lage zu eskalieren drohte. Für das Kurdistan24 Team war das Grund genug auszurücken und sich ein Bild der Lage zu machen. Soran Kamaran erklärt: “wir wurden von einer Einheit der irakischen Bundespolizei drei Stunden lang in einem Fahrzeug mit getönten Scheiben festgehalten. Uns wurde gesagt, dass wir über solche Vorfälle nicht berichten dürfen.“ Anschließend wurde das Equipment des Kamerateams von der Polizei beschlagnahmt. 

Vor zwei Monaten wurden bereits die Kurdistan24 Reporter Hemin Dalo und Mohammed festgehalten und befragt. Auch damals befanden sie sich in der Nähe von Kirkuk.

Saddam Husseins Ba’ath-Regime führte in der Provinz Kirkuk und anderen kurdisch besiedelten Gebieten in Niniveh, Salah ad-Din und Diyala Arabisierungskampagnen durch. Die kurdische Bevölkerung wurde hierdurch nach und nach vertrieben und durch Araber ersetzt. Nach dem Sturz des Diktators 2003 wurde das Land an seine kurdischen und turkmenischen Besitzer zurückgegeben; die dort angesiedelten arabischen Familien erhielten Ausgleichszahlungen. Seitdem die irakische Armee 2014 aus Angst vor dem nahenden Islamischen Staat aus der Provinz Kirkuk floh, war diese de facto unter kurdischer Kontrolle. 

In Folge des Kurdistan-Referendums im Herbst 2017 eroberten irakische Streitkräfte und vom Iran unterstützte Hashd al-Shaabi-Milizen die Proinz zurück. Der demokratisch gewählte Gouverneur wurde vertrieben. Unter dem neu eingesetzten Gouverneur Rakan Saeed wurden Besitzurkunden aus der Saddam-Zeit, trotz der erhaltenen Ausgleichszahlungen, wieder anerkannt und kurdischen Bewohnern ihr Besitz wieder aberkannt. 

Durch diese Vorgehensweise häufen sich seitdem wieder Konflikte. Die am Sonntag festgehaltenen kurdischen Reporter verfügen über irakische Pässe und die Zentralregierung besteht darauf, die Kontrolle über das gesamte Land zu haben. Dennoch werden kurdische Journalisten an den Kurdisch-Irakischen Übergängen regelmäßig zurückgewiesen. 

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