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Wer zahlt, wenn Stegner reist?

Im vergangenen Sommer besuchte Ralf Stegner die Ukraine. Wir deckten einen Teil der Gesamtreisekosten. Doch warum? Das wird nun relevant, da er seine Reise nach Baku komplett selbst finanziert haben will.

Ralf Stegner. Foto: Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0
Ralf Stegner. Foto: Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0

Im Sommer vergangenen Jahres kontaktierte uns ein Freund, welcher immer wieder die Möglichkeit hatte, mit Ralf Stegner selbst direkt und ausführlich zu sprechen. Ich halte nicht viel von Stegner, sein prorussischer Kurs, sein Unverständnis der Welt, all das passt nicht zu meiner Sicht der Dinge. Aber: Er ist relevant für die deutsche Politik, insofern ergibt es Sinn, dass Leute den Kontakt zu ihm halten. Der gemeinsame Freund schaffte es, Stegner von einer Reise in die Ukraine zu überzeugen – doch gab es ein großes „Aber…“.

Wieland Giebel berichtete damals in seinem Blog ausführlich über unsere Entscheidung.

Aber…

Stegner möchte nicht alleine reisen, sondern braucht jemanden, der die Reise für ihn plant und ihn vor Ort begleitet. Kein Problem. Das Berlin Story Büro in Kyiv kann das übernehmen, wir hatten ein gepanzertes Fahrzeug vor Ort und Leute, die das planen können. Doch unsere Hilfe war nicht erwünscht. Kein Problem. Ein Reisebegleiter, dem Stegner vertraut, sollte alles managen. Wir fragten, ob wir es als Presse begleiten könnten, die ganze Reise oder einen Termin in Kyiv. Leider nein – keine Presse erwünscht. Auch das kann man halbwegs verstehen, wenn Stegner sich in Ruhe ein Bild der Lage machen möchte.

Zum Geld

Überweisung

Das Problem: Der Reisebegleiter kann sich die Reise nicht leisten, Stegner will sie nicht zahlen und alleine will er nicht reisen. Das alles klingt lächerlich und blöd. Aber was soll man machen? Unsere Idee war: Wenn Stegner das Leid mit eigenen Augen sieht, dann könnte es helfen. Und wenn wir der Ukraine helfen können, dann machen wir es. Die Reisekosten waren mit rund 3.000 € für eine Woche angesetzt. Viel Geld – aber wenn Stegner in den Luxushotels absteigt und die Reisebegleitung logischerweise auch dahin muss, dann können das 300-400 € pro Nacht sein. Wenn man teuer essen geht, das Gleiche. 

Im Ergebnis also: Wir zahlen alles, niemand kann mit. Schlechter Deal – aber so ist das manchmal. Um das Ganze irgendwie abrechnen zu können, bot ein gemeinnütziger Verein an, eine Spende in der Höhe anzunehmen und dann die Reisekosten des nicht liquiden Reisebegleiters abzurechnen. 

Ralf Stegners Ukraine Reise

Die Reise begann mit einer Überraschung: Sie wurde komplett von einem Journalisten des Focus begleitet.  Auch der Reisebegleiter twittert darüber.

Es gab ein Treffen mit deutschen Journalisten in Kyiv, viele der Kolleginnen und Kollegen anderer Medien waren eingeladen. Wir jedoch nicht. Eine richtige Erklärung dafür gab es nicht. Die Reise verlief relativ unspektakulär. Es gab Treffen in Büros in Kyiv, ein paar kurze Ausflüge ins Umland. Ich hatte mir mehr erhofft. Wir haben immer sichere Reisen weiter nach Osten für Beobachter organisiert, aber da mag jeder Mensch anders sein. 

Aus den Bildern ging auch hervor, in welchen Hotels man untergekommen war. Laut Booking.com lagen diese zu der Zeit bei 130 € pro Person und Nacht. Gereist wurde kostengünstig und zuverlässig per Bahn. Das ist alles gut – dann müsste ja einiges an Geld über sein. 

Erst nach der Reise hatte ich das erste Mal Gelegenheit, selbst mit dem Reisebegleiter zu sprechen. Er erklärte, die gesamten 3.000 € seien aufgebraucht. Rund 1.200 für die Reisekosten und der Rest, rund 400 € am Tag, als sein Gehalt. Dies sei ein guter Preis und er habe ein Beratungsunternehmen, das sei eben seine Dienstleistung. Nun – wir machen so etwas auch und hätten es kostenlos gemacht. Und wenn er ohnehin eine Rechnung schreibt, hätte er ja ein Angebot an unser Unternehmen schreiben können. Das wäre bei dem Tagessatz durchgefallen.  Zum anderen: Hätte er die Reise dann nicht einfach selbst zahlen können? Wir dachten, wir spenden jemandem Reisekosten, damit Stegner das Leid sieht – am Ende haben wir jemandem ungefragt einen anständig bezahlten Consulting-Auftrag finanziert und ihm und Stegner eine Reise ermöglicht und Ihnen Pressetermine verschafft, zu denen wir nicht eingeladen waren.

Wer finanziert Stegner Baku Reise?

Die Headline derzeit ist Stegners Reise, bei welcher er Putin Vertraute in Baku traf. Er erklärt, dass auch diese Reise komplett selbst finanziert worden sei. Im Kontext unserer Erfahrung stellt sich die

Frage: Stimmt das? Und wie genau ist das auszulegen? Wurde ein Teil der Gesamtreisekosten bezahlt – aber nicht direkt sein Ticket?