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Wie begann der Krieg? Mit Viktoriia

Wie begann der Krieg? Mit Viktoriia Dvoretska

Viktoriia Dvoretska, 32, Veteranin, arbeitet im Verteidigungsministerium.

Der Maidan 2014 war der Wendepunkt. „Ich legte die Prüfungen an der Uni schnell ab und schloss mich denen an, die nach Luhansk fuhren, um zu kämpfen.“ Sie sorgte mit für Geschlechtergleichheit in der Armee und wurde erste Kommandantin einer Kampftruppe. Heute arbeitet sie im Verteidigungsministerium und ist für Bildung und militärische Ausbildung zuständig.

Der Maidan 2014 war der Wendepunkt, also der 1. Dezember 2013. Ich studierte damals Internationale Wirtschaft in Kyiv. Heute bin ich Oberleutnant der Streitkräfte und war die erste Frau, die ein Kampfbataillon der ukrainischen Armee leitete. Wir verteidigten die Rechte der Bürger, auch Leute wie ich, die sich nicht mit Politik auskannten. Es war ein Siedepunkt. Wir mussten Verantwortung für unser Land übernehmen. Das Leben teilte sich in ein Davor und ein Danach.

Russland und die damalige Regierung glaubten, dass die Toten Angst machen würden. Es war jedoch umgekehrt. Die Menschen liefen auf die Kugeln zu. Für mich tat sich eine andere Welt auf.

Eine Regierung war geflohen, eine neue gab es noch nicht. In diesem Moment verloren wir die Krim. Viele Freiwillige schlossen sich denen an, die nach Luhansk und Donezk gingen.

Im Mai brachte uns ein Bus nach Luhansk. Wir waren sicher, dass wir in zwei Wochen zurückkommen würden. Jetzt sitzen wir mit ihnen hier elf Jahre später … Wer damals gesagt hätte, dass russiche Raketen auf Kyiv fliegen würde? Das hätte sich unrealistisch angehört.

Im Mai 2014 begann mein Weg in die Armee. Ich legte die Prüfungen an der Uni im Eiltempo ab und wir fuhren mit Bussen in die Wälder von Luhansk. Die Armee wurde damals von innen vollständig ausgehöhlt. Es gab sehr wenige kampffähige Einheiten. Es gab Freiwillige, einige lernten unterwegs schießen. Ich bin die Tochter eines Jägers und konnte mit Waffen umgehen. Auf der anderen Seite handelte es sich um eine Berufsarmee.

Wir fanden uns in Luhansk wieder. Wir konnten zwar Siege erringen, aber es gab in meiner Einheit hundert Tote. 2015 erwartete ich, dass mir der Offiziersrang verliehen würde. Aber Frauen konnten nur medizinische Positionen einnehmen oder im Büro arbeiten. Ich durfte damals keine Kampfeinheit übernehmen. Es gab zwar Projekte, die auf Geschlechtergleichheit hinausliefen – und ich erhielt die Möglichkeit, mich zu qualifizieren. Am Ende der Ausbildung musste ich eine Art Bewerbungsgespräch machen. Das gab es sonst nicht. Normalerweise müssen Kompaniekommandanten kein Vorstellungsgespräch mit dem Chef der Landstreitkräfte führen.

2016 kehrte ich im Rang eines Kommandanten in den Militärdienst zurück. Die nächsten zwei jahre habe ich eine Einheit mit 78 Männern kommandiert. Die Armee veränderte sich. Alles wurde professioneller. Damals bereitete ich Rekruten im Ausbildungszentrum auf ihren Dienst vor. Damit bin noch heute beschäftigt, mit Reformen des Ausbildungssystems, damit Soldaten gesund und gut ausgebildet in den Kampf gehen. 2012 beendete ich meinen Dienst, wurde aus dem Generalstab entlassen und beschäftigte mich vor der vollen Invasion mit der Veteranenpolitik.

Meine größten Aufgaben sind die Ausbildung und die militärische Bildung. Jetzt ist es viel geschlechtergerechter. Den Frauen stehen jetzt alle Wege in der Armee offen. Wir haben Frauen-Generäle, an der Front und hier im Ministerium.

Am 17. Juni 2014 wurde ich verwundet. Vorher hatten die Russen jedoch einen Waffenstillstand verkündet. Die nächsten Jahre in meinem Leben waren leichter, weil ich nie an Versprechungen geglaubt habe und nie glauben werde. Weder an Waffenstillstände noch daran, dass Putin Frieden will. Waffenstillstand bedeutet, dass Putin sich neu bewaffnet und nächsten Krieg vorbereitet. Dieses Land ist nicht bereit, den Kampf einzustellen. Ich habe wirklich Angst vor 30 Tagen Waffenstillstand, weil Putin dann mit neuer Stärke weitermacht.

Mein Junge ist sechs Jahre alt. Viele meiner Freunde haben keine Beine, keine Arme mehr. Neulich fragte er mich, ob die Russen ihn töten werden. Ich sagte: „Bis Du groß bist, haben wir alle Russen getötet.“ Er antwortete: „Aber die haben dann schon Kinder – und mit denen habe ich dann zu tun.“

Ein Leben mit Russland bedeutet, dass wir stark sein müssen. Nur wenn unser gemeinsamer Feind versteht, dass wir zurückschlagen können, wird er sich vielleicht beruhigen. Russland versteht nur die Sprache der Stärke. Deswegen sollten wir uns in eine Position der Stärke begeben.

Viktoriia MoD, [08.05.2025 19:14]Viktoriia Dvoretska, 32 Jahre alt. Veteranin, Referentin des Büros für Veränderungsmanagement des Verteidigungsministeriums der Ukraine

Viktoria Dvoretska nahm am Maidan, an der Revolution der Würde als Mitglied der 39. Frauenselbstverteidigungsgruppe des Maidan teil. Nach Beginn der russischen Aggression in der Ukraine im Jahr 2014 ging sie freiwillig an die Front. Sie diente im Bataillon „Aidar“. Sie nahm als Mitglied einer Aufklärungsgruppe an den Kämpfen um das Dorf Metalist in der Region Luhansk teil. Im Juni 2014 wurde sie verwundet. Im März 2015 wurde sie aus dem Militärdienst entlassen, da ihr keine beruflichen Aufstiegsmöglichkeiten und keine offizielle Anerkennung ihres Status gewährt wurden. Seit Beginn des Krieges 2014 diente sie in der Aufklärung des Bataillons. Damals durften Frauen jedoch laut Gesetz keine Kampfpositionen in den Streitkräften bekleiden. Sie wurde als Sachbearbeiterin eingestellt und später, nach ihrer Beförderung zum Unteroffizier, zur Leiterin der Feldbadanstalt, obwohl sie zu diesem Zeitpunkt die Aufgaben der stellvertretenden Kompaniekommandantin wahrnahm.

Nach ihrer Demobilisierung schloss sie sich der nationalen und internationalen Advocacy-Kampagne „Unsichtbares Bataillon“ an. Sie setzte sich für eine Änderung der veralteten Gesetzgebung ein, die Frauen ausschließlich Verwaltungspositionen in der Armee erlaubte.

Im Februar 2016 absolvierte sie eine Ausbildung zur Reserveoffizierin an der Nationalen Verteidigungsuniversität namens Ivan Chernyakhovsky und wurde die erste Frau in der Ukraine, die einen militärischen Kampffachbereich erhielt – Kommandantin von mechanisierten Einheiten, Verbänden und Truppenteilen.

Im März desselben Jahres kehrte sie zum Dienst bei „Aidar“ zurück und wurde die erste Frau, die offiziell in eine Kampfkommandantenposition berufen wurde – stellvertretende Kommandantin einer Feuerunterstützungskompanie, Kommandantin eines Kompanie-Stützpunktes.

Im Juli 2016 änderte das Verteidigungsministerium der Ukraine den Befehl Nr. 337, wodurch Frauen nun in Kampffunktionen in den Streitkräften der Ukraine dienen dürfen. Im September 2018 verabschiedete der Werchowy Rada das Gesetz „Über die Gewährleistung der gleichen Rechte und Möglichkeiten von Frauen und Männern während des Militärdienstes in den Streitkräften der Ukraine und anderen militärischen Formationen“ und schuf damit 63 Kampfpositionen für Frauen in der Armee.

Von 2017 bis 2018 unterrichtete sie allgemeine militärische Fächer im 169. Ausbildungszentrum „Desna“. Anschließend diente sie im Zentrum für moralische und psychologische Unterstützung der Streitkräfte der Ukraine.

Insgesamt war sie sieben Jahre lang Soldatin der ukrainischen Streitkräfte, davon fast vier Jahre direkt an der Front. Im Jahr 2021 schied sie im Rang eines Oberleutnants aus dem Dienst aus. Von 2021 bis 2022 leitete sie die Veteranenabteilung des Fonds für kompetente Hilfe für die Armee „Komm lebend zurück“. Seit Sommer 2022 leitet sie die Ausbildungsabteilung der Stiftung.

Seit Januar 2025 ist Viktoria Dvoretska Referentin im Büro für Veränderungsmanagement des ukrainischen Verteidigungsministeriums.

Viktoriia MoD, [08.05.2025 19:14]Viktoriia Dvoretska, 32 Jahre alt. Veteranin, Referentin des Büros für Veränderungsmanagement des Verteidigungsministeriums der Ukraine

Viktoria Dvoretska nahm am Maidan, an der Revolution der Würde als Mitglied der 39. Frauenselbstverteidigungsgruppe des Maidan teil. Nach Beginn der russischen Aggression in der Ukraine im Jahr 2014 ging sie freiwillig an die Front. Sie diente im Bataillon „Aidar“. Sie nahm als Mitglied einer Aufklärungsgruppe an den Kämpfen um das Dorf Metalist in der Region Luhansk teil. Im Juni 2014 wurde sie verwundet. Im März 2015 wurde sie aus dem Militärdienst entlassen, da ihr keine beruflichen Aufstiegsmöglichkeiten und keine offizielle Anerkennung ihres Status gewährt wurden. Seit Beginn des Krieges 2014 diente sie in der Aufklärung des Bataillons. Damals durften Frauen jedoch laut Gesetz keine Kampfpositionen in den Streitkräften bekleiden. Sie wurde als Sachbearbeiterin eingestellt und später, nach ihrer Beförderung zum Unteroffizier, zur Leiterin der Feldbadanstalt, obwohl sie zu diesem Zeitpunkt die Aufgaben der stellvertretenden Kompaniekommandantin wahrnahm.

Nach ihrer Demobilisierung schloss sie sich der nationalen und internationalen Advocacy-Kampagne „Unsichtbares Bataillon“ an. Sie setzte sich für eine Änderung der veralteten Gesetzgebung ein, die Frauen ausschließlich Verwaltungspositionen in der Armee erlaubte.

Im Februar 2016 absolvierte sie eine Ausbildung zur Reserveoffizierin an der Nationalen Verteidigungsuniversität namens Ivan Chernyakhovsky und wurde die erste Frau in der Ukraine, die einen militärischen Kampffachbereich erhielt – Kommandantin von mechanisierten Einheiten, Verbänden und Truppenteilen.

Im März desselben Jahres kehrte sie zum Dienst bei „Aidar“ zurück und wurde die erste Frau, die offiziell in eine Kampfkommandantenposition berufen wurde – stellvertretende Kommandantin einer Feuerunterstützungskompanie, Kommandantin eines Kompanie-Stützpunktes.

Im Juli 2016 änderte das Verteidigungsministerium der Ukraine den Befehl Nr. 337, wodurch Frauen nun in Kampffunktionen in den Streitkräften der Ukraine dienen dürfen. Im September 2018 verabschiedete der Werchowy Rada das Gesetz „Über die Gewährleistung der gleichen Rechte und Möglichkeiten von Frauen und Männern während des Militärdienstes in den Streitkräften der Ukraine und anderen militärischen Formationen“ und schuf damit 63 Kampfpositionen für Frauen in der Armee.

Von 2017 bis 2018 unterrichtete sie allgemeine militärische Fächer im 169. Ausbildungszentrum „Desna“. Anschließend diente sie im Zentrum für moralische und psychologische Unterstützung der Streitkräfte der Ukraine.

Insgesamt war sie sieben Jahre lang Soldatin der ukrainischen Streitkräfte, davon fast vier Jahre direkt an der Front. Im Jahr 2021 schied sie im Rang eines Oberleutnants aus dem Dienst aus. Von 2021 bis 2022 leitete sie die Veteranenabteilung des Fonds für kompetente Hilfe für die Armee „Komm lebend zurück“. Seit Sommer 2022 leitet sie die Ausbildungsabteilung der Stiftung.

Seit Januar 2025 ist Viktoria Dvoretska Referentin im Büro für Veränderungsmanagement des ukrainischen Verteidigungsministeriums.