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Epidemiologe kritisiert geplante Änderung der Teststrategie

Corona-Testzentrum,
Foto: Corona-Testzentrum,

Leipzig (dts) – Epidemiologe Markus Scholz von der Universität Leipzig kritisiert den Plan, die kostenlosen Corona-Tests für Reiserückkehrer wieder abzuschaffen. Der entsprechende Vorschlag von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), der stattdessen auf eine mindestens fünftägige Quarantäne setzen will, sei in Anbetracht der derzeit steigenden Infektionszahlen „ungünstig“, sagte Scholz dem Nachrichtenportal Watson. Dass dieser Vorschlag diskutiert wird, könne er aus epidemiologischer Sicht nicht verstehen: „Ich gehe davon aus, dass dies aus Kapazitätsgründen erfolgt. Inhaltlich lässt sich das nicht begründen“, sagte Scholz.

Es habe sich gezeigt, „dass die Reiserückkehrer ein Risikokollektiv darstellen“, so der Epidemiologe. Die kollektiven Schutzmaßnahmen hätten in der Vergangenheit zu Erfolgen bei der Eindämmung des Coronavirus geführt, in einigen Regionen habe es über Wochen keine Fälle gegeben. „Durch die Reiserückkehrer erfolgen nun aber wieder neue Einträge, die lokal zu Ausbrüchen führen können. Um die Lockerungen aufrechtzuerhalten, ist es wichtig, diese Einträge weitgehend zu unterbinden – eben durch das Testen dieses Risikokollektivs“, sagte er. Die aktuell wieder steigenden Infektionszahlen seien seines Erachtens „maßgeblich“ auf die Reiserückkehrer zurückzuführen. Das prophylaktische Testen ebensolcher Risikogruppen sei nötig, um Infizierte frühzeitig zu isolieren. Er schätzt außerdem, dass etwa 98 Prozent der Rückkehrer unnötig in Quarantäne müssten, wenn Spahns Vorschlag durchgesetzt wird, das sei dann aber unabdingbar. „Wenn man gar nichts tut, wäre mit neuen Ausbrüchen und neuen kollektiven Maßnahmen zu rechnen.“

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