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„Feuertaufe“ für Israels Luftverteidigung

(IDF/GPO)

Malte Ian Lauterbach berichtet über die jüngsten iranischen Raketenangriffe auf Israel, wie es dazu kam und was als Nächstes passieren wird. Als die israelische Luftwaffe Anfang des Monats die iranische Botschaft in Damaskus hatte, war bereits klar, dass dieser Angriff nicht ohne israelische Antwort bleiben würde.  Sieben hochrangige Mitglieder der iranischen Revolutionsgarden (darunter zwei Generäle) und sechs Syrer getötet wurden. BSN berichtete hier

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Gegen 21 Uhr deutscher Ortszeit entfaltete sich das nächste Kapitel inmitten der eskalierenden Gewalt im Nahen Osten, als auf einen Schlag der Jordanische, der Irakische, der Iranische, der Libanesische, der Syrische und der israelische Luftraum geschlossen wurden. Der seit letzter Woche durch den Iran angekündigte Angriff auf Israel hatte begonnen, der Ablauf seit langem en détail im iranischen Staatsfernsehen erläutert.

Minuten später starteten im iranischen und im irakischen Luftraum mehr als 170 Schahed-136 und Schahed-131 ‘Mopeds’, bekannt für den charakteristischen Klang ihres Motors. Die lange Reichweite der Schaheds ermöglicht es ihnen, jede Stadt in Israel zu treffen. Dieser Drohnenschwarm hat jedoch eine andere Aufgabe – er soll die israelische Luftabwehr überfordern, sodass andere Flugkörper, wie zum Beispiel iranischen Cruise-Missiles oder ballistischen Mittelstreckenraketen, ihr Ziel erreichen.

Schahed-136 über dem Iraq. Quelle: Screenshot X.

Die ‘Mopeds’ fliegen weder besonders schnell noch besonders unauffällig, sodass sie in der Ukraine häufig mit Maschinengewehren auf Jeeps abgefangen werden. Während der knapp 6-stündigen Flugzeit werden die meisten von ihnen von der amerikanischen und israelischen Luftwaffe über Syrien und Jordanien abgefangen. Bemerkenswerterweise hatte Jordanien den Luftwaffen (Großbritannien, USA, Israel) erlaubt, den jordanischen Luftraum zu nutzen, um die Drohnen abzufangen. AUch die jordanische Luftwaffe beteiligte sich an der Luftabwehr.

Während die ‘Schaheds’ noch über dem Irak in Richtung Israel dröhnen, starten im Iran eine Reihe an Cruise-Missiles – vermutlich vom Typ ‘Paveh’ oder ‘Hoveyzeh’. Bekannt für ihre Reichweite und extreme Präzision werden diese genutzt, um Präzisionsziele anzugreifen. Über dem Luftraum der israelischen Nachbarstaaten kämpfen Kampfjets eine Mission, für die sie seit Jahrzehnten trainieren. Aus Training wird nun ernst. Von den 36 Lenkflugkörpern, die aus iranischem Luftraum gestartet werden, werden 25 durch die israelische Luftwaffe abgefangen, bevor sie den Luftraum erreichen. Der Rest wird durch Luftabwehr und die anderen Luftwaffen abgefangen. Keine von ihnen erreicht ihr Ziel.

Israelische Luftabwehr wehrt Mittelstreckenraketen ab (Quelle: Government Press Office)

Zur selben Zeit starten im iranischen Luftraum mehr als 120 ballistische Mittel- und Langstreckenraketen – viele von ihnen vom Typ ‘Ghadr-110’, einer ballistischen Mittelstreckenrakete, die wegen ihrer enormen Geschwindigkeit von mehr als neunfacher Schallgeschwindigkeit auf genaue Präzision verzichtet. Auch hier fängt das israelische Luftabwehrsystem ‘Arrow’ den Großteil der Raketen ab, viele von ihnen auch über jordanischen Luftraum und im Weltall. Eine „niedrige einstellige Anzahl“ an Raketen trifft eine israelische Luftwaffenbasis in der Negev, die von den israelischen F-35I benutzt wurde, um die Botschaft in Damaskus anzugreifen.

Das genaue Ausmaß des Schadens ist noch unklar, aber hochrangige Beamte des israelischen Militärs sprechen von ‘leichten Schäden an der militärischen Infrastruktur’. Das vorläufige Endergebnis – 185 Drohnen, 36 Cruise-Missiles, mehr als 110 ballistische Raketen abgeschossen. Die Spannungen zwischen dem Iran und Israel haben ein neues Kapitel erreicht. Seit Jahren schon sind beide Seiten involviert in einen Schattenkrieg, der sich hauptsächlich im Internet abspielt. Israel wirft dem Iran vor, direkt an der Planung des Massakers am 07.10. beteiligt gewesen zu sein, ein Vorwurf, der insbesondere aufgrund der hohen Anzahl der iranischen Waffen und der iranischen Dokumente im Besitz der Hamas nicht unrealistisch scheint. Amerikanischen Beamten des Verteidigungsministeriums zufolge dient der Iran als Koordinator zwischen Hamas, Hisbollah und Ansar Allah al-Huthi (den Huthirebellen).

Seit dem 07.10. befinden sich Israel und Iran immer mehr auf Kollisionskurs. Die meisten Angriffe auf Schiffe im Roten Meer finden basierend auf iranische Aufklärungsschiffe statt, durchgeführt unter iranischer Aufsicht mit iranischen Seeflugkörpern aus dem Yemen. Der Iran nennt die Raketenangriffe auf Israel ‘Operation True Promise’ – ein wahres Versprechen. Es handelt sich um ein wahres Versprechen an die iranische Bevölkerung – wo tausende sich in den Städten versammelten, um ihre Unterstützung für den Angriff auf Israel zu zeigen.

Es handelt sich aber auch um ein Versprechen an die Alliierten des Irans – der Hisbollah, der Hamas, den Huthirebellen und den Milizen in Iraks, die seit Monaten in einem Krieg mit Israel verwickelt sind, vom Iran als Spielball missbraucht werden, aber durch den Iran selbst wenig Unterstützung sehen. Es handelt sich aber auch um ein Versprechen an Israel, man würde auf Angriffe auf iranischen Boden (wie der Botschaft) quid pro quo antworten. Zudem signalisiert der Iran an die Vereinten Nationen deutlich, sie hätten kein Interesse an einer weiteren Eskalation der Lage, und die Auseinandersetzung wäre für sie beendet – aber gleichzeitig droht man Israel mit weiteren massiven Angriffen. Ein ausbrechender Konflikt, der die beiden mächtigsten Staaten im Nahen Osten involviert, würde hunderttausende fliehen lassen und vermutlich ebenso viele Tote fordern. Der Iran hat eins der modernsten und fortschrittlichsten Waffenarsenale des Nahen Ostens, von Cruise-Missiles zu Interkontinentalraketen mit unabhängig zielbaren Mehrfach-Wiedereintrittskörpern (MIRV). Es ist zu dem nicht auszuschließen, dass der Iran durch nordkoreanische Hilfe nun nukleare Waffen besitzt. Die enorme Entfernung zwischen Israel und Iran erschwert eine israelische Antwort – selbst die israelische F-35I erreicht den Iran nur durch mehrfaches Betanken in der Luft, was über den feindlichen Luftraum des Iraks nur schwer zu bewältigen ist.

Wie so oft in der Geschichte des Nahen Ostens hängt die Zukunft davon ab, wie Israel auf die Angriffe reagiert. So steht Israel und der Nahe Osten vor einer entscheidenden Herausforderung. Es stellt sich die Frage, wie die israelische Regierung auf die Angriffe reagieren soll, ohne die Region weiter zu destabilisieren und einen umfassenden Krieg auszulösen. Vorstellbar wäre ein symbolischer Angriff auf vergleichbare militärische Infrastruktur im Iran, ähnlich wie der iranische Angriff auf die Luftwaffenbasis in Israel. In Washington heißt es derweil, man würde Israels Antwort auf die iranischen Luftangriffe nicht unterstützen. Es ist völlig unklar, ob die Spirale der Gewalt weitergehen wird.

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