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Fast hätten wir Gaza-Fotos vom Spionagesatelliten bekommen

Seit dem 7. Oktober 2023 ist unsere Welt eine andere. Die gewählte Regierung Gazas hatte eines ihrer Versprechen eingelöst und so viele Juden wie möglich an einem Tag getötet oder verschleppt. Israel startete die Geiselbefreiungsoperation, welche immer noch andauert. Für westliche Journalisten ist der Zugang schwer. Ägypten und die Hamas sind keine Hilfe. Israel lässt nur selten Journalisten mitkommen. Zwar konnten einzelne westliche Journalisten aus Gaza berichten jedoch ist es sehr schwierig. Auch unser Kollege vor Ort kann uns nur eingeschränkt informieren. Was tun?

Symbolbild: Satellitenbild von Fortaleza, Brasilien. NASA Johnson Space Center

Unsere Idee war im März 2024, den gesamten Süden Gazas bis hinter die ägyptische Grenze hochauflösend von Satelliten fotografieren zu lassen. Auf der ägyptischen Seite der Grenze entstehen gut gesicherte Flüchtlingslager. Diese wollten wir genauer ansehen.

An sich ist das heutzutage einfach: Man wendet sich an einen der Broker, der alle angeschlossenen Satelliten-Betreiber anfragt und unterbreitet einem ein Angebot. Archivbilder stehen sofort zur Verfügung. Neue müssen erst geschossen werden. Wir sendeten die Koordinaten der Eckpunkte, die gewünschte Auflösung von maximal 50 cm. Innerhalb eines Tages gab es das Angebot, wir zahlten. Und dann passierte… Nichts. 

Keine Zivilen Satellitenbilder

„Leider sind unsere Partner derzeit nicht in der Lage, die Order für optische Fotos auszuführen. Wir erstatten gerne umgehend den bereits überwiesenen Betrag“ – war die lapidare Aussage des Brokers. Aber damit wollten wir uns nicht geschlagen geben und bohrten weiter. 

Die Antwort bezog sich explizit auf optische Fotos. Doch was ist mit SAR (Radar) aufnahmen? Wir übermittelten die gewünschte Gegend sowie die Höhe und den Winkel für die Radaraufnahmen. Die meisten zivilen Anbieter winkten ab. Es hieß, sie müssen so viel in der Gegend für andere Kunden fotografieren, dass sie unsere Fotos nicht machen können. Das ist, als würde man sagen „Ich muss das Brandenburger Tor morgen schon für jemanden fotografieren – da kann ich es nicht für dich fotografieren“. Wir bräuchten einfach die gleichen Daten. 

Ein Hoffnungsschimmer

Doch dann ergab sich etwas Interessantes. Ein Broker gab an, einen Betreiber zu haben, welcher helfen könne. Allerdings wolle dieser genau wissen, wer wir sind und was wir tun. Wir umrissen das Projekt und erklärten, was wir genau sehen und was die Analysten genau auswerten sollen. Nach einiger Verhandlung erklärte man sich bereit, zu helfen. Allerdings müssten wir einem umfangreichen Vertrag zustimmen, welcher die Verschwiegenheit über Details des Deals sowie ein Verbot der Veröffentlichung und Weitergabe der Daten beinhaltet. Gerade, die Fotos nicht zeigen zu können, ist blöd. Aber unter den gegebenen Umständen in Ordnung. Es folgten weitere Details: Ich müsse nachweisen, mein Unternehmen zu vertreten und mich persönlich mit einem Ausweis komplett identifizieren. Auch das ist in diesem Bereich keine Besonderheit. Das alles zog sich über einen Monat.

Das Militär könnte helfen

Nachdem der Mittelsmann alles vorab geklärt hatte, kam der Vertrag. Und die Überraschung. Es handelte sich nicht um einen privaten Anbieter, sondern um einen militärischen Spionagesatelliten. Der Vertrag käme also über Eck mit dem Verteidigungsministerium einer befreundeten Nation zustande, die für uns ein aktives Kriegsgebiet in hoher Auflösung fotografieren würde. Pecunia non olet (Geld stinkt nicht). 

Dieses bestätigte auch explizit, mit welchem Satelliten und welcher Auflösung wann welche Bilder geschossen werden sollten. Und wir warteten… Und warteten… Und warteten…

Am Montagmorgen, nachdem der große Angriff des Iran auf Israel erfolgt war, erreichte uns jedoch eine Nachricht: Man sei nicht mehr in der Lage, die Order auszuführen. Wir fragten, ob es später oder in anderer Art ginge. Leider nein. Keine Möglichkeit, in der Gegend irgendwelche Aufnahmen zu erhalten. Weder von den privaten noch von den militärischen Anbietern. Somit endet vorerst dieser Versuch, Licht ins Dunkel zu bringen. Auf der anderen Seite war es ein Einblick in eine sehr interessante Welt, in die wir fast tief eingetaucht wären. 

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