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Gibt es die 800.000 Granaten für die Ukraine?

Der Tschechische Präsident Petr Pavel kündigte an, 800.000 Artilleriegranaten an die Ukraine liefern zu wollen. Diese sollen in anderen Ländern eingekauft werden. Bei Branchen-Insidern löste diese Ankündigung Stirnrunzeln aus. 

Transportboxen von 155 mm Granaten
Transportboxen von 155 mm Granaten

Artilleriemunition wird im Westen selten in den Mengen auf Vorrat produziert, die derzeit in der Ukraine gebraucht werden. Das ist lange klar und offensichtlich. Daher verwundert es, dass dieses Problem nun gelöst sein soll. 

Pavel kündigte an, Quellen gefunden zu haben. Er möchte nicht sagen welche. Jedoch brauche er noch finanzielle Unterstützung. Das Gesamtvolumen der Bestellung soll 2-3 Milliarden Euro betragen, was realistisch erscheint. Es heisst, es wurden bereits eine halbe Million 155mm Granaten und 300.000 122mm Granaten gefunden. Diese könnten in „wenigen Wochen“ an die Ukraine geliefert werden, vorausgesetzt, es gibt ausreichende Finanzierung. Die Vereinigten Staaten, Deutschland und Schweden sollen helfen.

Wo kommen die Granaten her?

Bekannt ist, dass es mehrere Produktionsstandorte auf dem Balkan und in Pakistan gibt, welche solche Munition produzieren und liefern könnten. In den USA soll es auch Vorräte geben.

Viele Branchen-Insider haben jedoch Zweifel, dass diese Mengen plötzlich verfügbar wurden. So kam es am Wochenende zu einem Zoom Call einiger Analysten, Waffenhändler und anderer Personen, welche kurz ihr Wissen austauschten.

Ein amerikanischer Händler erklärte, ein Teil der Lieferung soll von einem seiner üblichen Zulieferer kommen. Dieser habe die Mengen aber gar nicht da. Ein anderer klärte, er habe keine „harten Fakten“. Jedoch sei die Geschichte fraglich. Er erklärte: „Das ist wie, wenn du zu deiner Döner-Bude gehst und da hängt ein Plakat ‚Jetzt für unsere 5-Gänge Silvestergala anmelden‘. Du hast keinen Beleg, dass es die nicht gibt. Aber irgendwas passt nicht zusammen.“

Zuletzt meldete sich ein Kollege aus Asien zu Wort, welcher sagte, es hätte bei Ihnen ein Angebot gegeben. Jedoch nur für 46.000 155mm Granaten, welche aufgrund der Ausführung der der Qualität aber kaum für Moderne Haubitzen geeignet wären.

Gibt es den Deal?

Sollte die Munition aus den USA stammen, taucht die Frage nach der Logistik auf. Schiffe könnten zu langsam sein. Per Flugzeug wären es rund 75 Flüge mit C-17 Transportflugzeugen. Auch eher unwahrscheinlich.

Die Vermutung am Ende der kurzen Konferenz: Es ist ein Sales-Problem. Jemand habe den drei Milliarden Auftrag gesehen, „hier“ gerufen und überlege nun, wie er den Auftrag erfüllen will. „Für mich riecht das wie AEY“ erklärte mir einschleißend einer der US-Waffenhändler. AEY war das Unternehmen, welches einen 300 Millionen Auftrag zur Ausstattung der afghanischen Armee erhielt, diesen aber nicht erfüllen konnte. Die Geschichte wurde als „War Dogs“ verfilmt. 

Der Vorhang zu und alle Fragen offen

Am Ende wird es Monate dauern, bis die Öffentlichkeit Gewissheit hat. Unklar bleibt, warum man diesen Deal ankündigt – dann aber keine weiteren Angaben macht. Und warum die Munition, welche so lange gesucht wurde, nun plötzlich auftaucht. Den Ukrainerinnen und Ukrainern bleibt zu wünschen, dass die Brancheninsider falsch lagen, es die Graten gibt und sie bald kommen. 

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