Das ist ja wirklich Mal eine gute Idee. Die Bezirksstadträtin von Berlin Mitte für Weiterbildung, Kultur, Umwelt und Naturschutz, Sabine Weißler, setzt sich zusammen mit der Bezirksvertretung Mitte und dem Parlament dafür ein, dass es einen Dialog mit den Bürgern gibt.
Ein Gutachten hat nämlich ergeben, dass das Engelbecken keinen festen, abgedichteten Boden hat, sondern mit dem umliegenden Grundwasser verbunden ist. Das bedeutet, der Bezirk Mitte ist zuständig und nicht der Senat von Berlin. Erstaunlich ist, dass es in der Verwaltung offenbar niemanden mehr gibt, der sich daran erinnert, wie das Engelbecken 2005 und 2006 ausgebaggert wurde. Deswegen ist dieser kurze historische Rückblick sinnvoll.
Es war eine Arbeit von mehreren Monaten, unterbrochen von Frost. Vorher war der Boden auf einfache Weise untersucht worden.
Man erkennt hier auch, wie tief oder flach das Engelbecken war.
Es ging bis zum Knie. Heute, tiefergelegt, geht es bis zum Bauch.
Das Engelbecken war ursprünglich ein Hafen im Luisenstädtischen Kanal, dann in den 1920er Jahren vom Gartenarchitekten Erwin Barth als exotisches Naherholungsgebiet geplant, das an das Taj Mahal erinnern sollte. Palmen, Elefanten, warmes Wasser aus der Eisfabrik in der Köpenicker.
Einige Zeit nach dem Bau der Mauer war das Engelbecken noch vorhanden, wie diese Luftaufnahme aus dem Juni 1962 zeigt. Der Bau der Mauer war am 13. August 1961.
Selbst im Jahr 1964 kann man mit Blick vom Leuschnerdamm in Kreuzberg (West) in den Bezirk Mitte (Ost) noch deutlich das Engelbecken erkenne.
Dann wurde das Engelbecken während der Mauerzeit zugeschüttet, planiert und Teil des Todesstreifens mit Wachtürmen, von denen aus auf Flüchtlinge geschossen werden sollte.
Das Wasser kam nach dem Fall der Mauer von alleine wieder, nachdem 1999 die erste Freilegung mit Baggern erfolgte. Allein diese Tatsache spricht dafür, dass es nur Grundwasser sein kann. Damals war das Engelbecken noch nicht befestigt. Der Punk lässt gerade seine Hunde die Schwäne jagen.
Zurück zu Zeit, als das Engelbecken ausgebaggert und befestigt wurde.
Vorgefertigte Betonteile wurden am Ufer eingelassen und dann etwas verkleidet, schöner gemacht. Die Uferwege wurden angelegt.
15 Jahre später wird das Engelbecken von Anwohnern und Besuchern zu jeder Jahreszeit intensiv genutzt. Es haben sich Schwäne, verschiedene Enten, Möwen, Reiher und Kormorane angesiedelt. Im Wasser schwimmen eine Unmenge von Fischen, überwiegend Karpfenarten und Schildkröten. Sämtliche Tiere werden den ganzen Tag hindurch gefüttert, am liebsten mit Brot. Die Seerosen und das Schilf sind weggefressen, allerdings scheinen das Plankton oder die Algen auch gefressen zu werden, vielleicht von den Schildkröten, denn bisher ist das Engelbecken auch in heißen Sommern nicht umgekippt. Die Qualität des Wassers nimmt rapide ab und wenn man hineingeht, steht man in einer 20 Zentimeter hohen Schlammschicht. Die Nährstoffbelastung ist hoch. Das war anfangs nichts so. Das biologische Gleichgewicht ist nicht mehr vorhanden. Deswegen wurde vom Bürgerverein Luisenstadt und Anliegern um ein Gutachten gebeten, das jetzt im Umweltausschuss der Bezirksverordnetenversammlung Mitte vorgestellt wurde.
Zu viele Tiere im Wasser, das war auch 1936 so. Hier wird im Dezember abgefischt. Heute hat sich die Situation geändert, denn ein Teil der Anwohner, die Tierschützer, möchten das Engelbecken als Lebensraum für alle Tiere erhalten. Der wahrscheinlich weitaus umfangreichere Teil der Anwohner zeigt sich für eine vernünftige Pflege aufgeschlossen, also für eine radikale Begrenzung der Tiere, die sich in diesem stehenden Gewässer aufhalten. Es gab eine von den Anwohnern selbst initiierte Versammlung in der nahen Thomas-Kirche, bei der zu diesem Punkt keine Einigung erzielt werden konnte. Das Gutachten schlägt eine biologische Teillösung vor. Der Fischbestand könnte über mehrere Jahre moderat reduziert werden, die Wuchsbedingungen für Wasserpflanzen und den Röhricht, also das Schilf, könnten dadurch verbessert werden.
Daher begrüßt der Bürgerverein Luisenstadt außerordentlich, dass es zu einer vom Bezirk Mitte gesteuerten Diskussion kommt. Darüber und über die online-Sitzung der Bezirksvertretung wird auf der Internetseite des Bürgervereins ausführlich und genau berichtet.
Die Ursachen der schlechten Wasserqualität sind jetzt deutlicher geworden, und die ökologische Sanierung des Engelbeckens soll im Dialog mit den Anwohnern geschehen.
Ursache sind Tiere wie die Chinesische Wollhandkrabbe …
… und die riesigen Schildkröten, von denen die MitarbeiterInnen des Cafés 50 bis 60 gezählt haben …
… und das Füttern der Wassertiere, wodurch große Mengen an Brot auf den Boden sinken und dazu beitragen, dass das Wasser phosphathaltig wird.
Diese Dialogbereitschaft der Verwaltung war ursprünglich sehr stark. Klaus von Krosigk, Gartenbaudirektor im Landesdenkmalamt. und Klaus Lingenauber, heute in dieser Funktion, suchten den engen Kontakt zu den Anwohnern und zum Bürgerverein. Ihnen war klar, dass es nur zusammen geht. Dann schlief das ein. Jetzt wird dem Bezirk Mitte seine Verantwortung bewusst – außerordentlich erfreulich.
Die ganze Geschichte des Engelbeckens und des Luisenstädtischen Kanals ist in einem soeben neu und erweitertem Buch geschildert, herausgegeben vom Bürgerverein Luisenstadt und verlegt vom Berlin Story Verlag.