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Will Russland Flugdaten manipulieren?

Verteilung der ADS-B Empfänger im Süden Russlands. <a href="https://www.flightaware.com/adsb/coverage/">Screenshot Quelle</a>
Verteilung der ADS-B Empfänger im Süden Russlands. Screenshot Quelle

Seit kurzem erscheint eine überproportional hohe Menge an ADS-B Flugdatenempfängern im Süden Russlands. Diese Empfänger sammeln öffentliche und von Flugzeugen gesendete Daten. Dazu gehören unter anderem die Position, Flughöhe und Geschwindigkeit. Diese Daten bereiten Webseiten wie FlightRadar24 oder FlightAware für ihre Nutzer auf. Doch was ist der Zweck der neuen russischen Empfänger?

Freiwillige Liefern Daten

Da die Daten von Freiwilligen mit ihren eigenen Geräten und Antennen für rund 100€ eingespeist werden, ist es kaum möglich alle Daten auf Korrektheit zu prüfen. Und das ist auch gar nicht der Anspruch der jeweiligen Webseiten. In erster Linie stellen sie dar, was ihnen geliefert wurde. Offensichtliche Fehler oder Manipulationsversuche versuchen sie zu filtern. Dabei sucht man meist nach Abweichungen in den gelieferten Daten. Wenn also zehn Stationen in einer Region ein Flugzeug von Berlin nach Prag melden und eine elfte Station meldet, das gleiche Flugzeug fliege von Paris nach London, so kann man vermuten, dass die elfte Station fehlerhafte Daten liefert und deren Daten verwerfen.

Mit nun hunderten neuen Stationen im Süden Russlands könnte man hunderte falsche, aber identische Daten liefern. Die Stationen, welche korrekte Daten liefern, wären in der Minderheit und die falschen Daten würden angezeigt werden.

(Soziale)Medien glauben den Daten

Geisterflug der AN-225 auf FlightRadar24
Geisterflug der AN-225 auf FlightRadar24

In der Vergangenheit gab es mehrere Fälle, in denen falsche oder manipulierte Daten gesendet wurden. Nachdem das Transportflugzeug UR-82060 des Typs Antonov An-225 ‚Mriya‘, ein Unikat, in der Ukraine durch einen russischen Raketenangriff zerstört wurde, gab es einen letzten Geisterflug auf FlightRadar24. Das Flugzeug erschien auf der Webseite und in den Apps, flog längere Zeit einen Perfekten Kreis mit der Kennung „FCKPTN“ über Kyiv. Ein offensichtlicher Fake und ein politisches Statement, daher unproblematisch. Dennoch teilten viele diesen und andere offensichtlich falsche Flüge als wahr.

Die Technologie hinter Flugzeug-Tracking

Screenshot FlightRadar24
Screenshot FlightRadar24

Flightradar24 ist eine der bekanntesten Plattformen für Flugzeug-Tracking. Sie kombiniert Daten aus verschiedenen Quellen wie ADS-B, Multilateration (MLAT), Satelliten und Radar, um eine umfassende und genaue Darstellung des Flugverkehrs weltweit zu bieten.

ADS-B – Die Hauptdatenquelle für Flightradar24

Die Hauptdatenquelle für Flightradar24 ist das ADS-B-System. Die ADS-B-Transponder in den Flugzeugen senden kontinuierlich Positionsdaten sowie weitere Informationen wie Flugnummer, Geschwindigkeit und Höhe. Diese Daten werden von den ADS-B-Empfängern der Freiwilligen, die weltweit verteilt sind, empfangen und per Internet an Flightradar24 übertragen.

Multilateration (MLAT) – Die Ergänzung zu ADS-B

In Regionen mit mehreren Flightradar24-Empfängern, bei denen keine ADS-B-Ausrüstung vorhanden ist, wird die Positionsbestimmung mit Hilfe von Multilateration (MLAT) durchgeführt. Durch die Messung der Laufzeit des Signals von Flugzeugen mit älteren Mode S-Transpondern können die Positionen dieser Flugzeuge berechnet werden. Hierfür sind mindestens vier Flightradar24-Empfänger erforderlich.

Satellitenbasiertes Flugzeug-Tracking

Flightradar24 hat auch satellitenbasiertes Flugzeug-Tracking implementiert, um die Abdeckung über abgelegenen Gebieten und ozeanischem Luftraum zu verbessern. Satelliten mit ADS-B-Empfängern sammeln Daten von Flugzeugen außerhalb des terrestrischen ADS-B-Netzwerks von Flightradar24 und senden diese Daten an die Plattform. Die verfügbare Satellitenabdeckung variiert je nach Anzahl und Standort der Satelliten.

Radar- und andere Datenquellen

Zusätzlich zu ADS-B, MLAT und Satellitendaten erhält Flightradar24 auch Radar- und andere Live-Daten für den Flugverkehr in Nordamerika und Australien. Diese Daten basieren auf Radarinformationen und ermöglichen eine umfassendere Abdeckung über den jeweiligen Luftraum.

Die Herausforderungen des Flugzeug-Trackings

Obwohl Flugzeugtracking über Plattformen wie Flightradar24 für die Öffentlichkeit zugänglich ist, gibt es einige Herausforderungen und Einschränkungen bei der Genauigkeit und Verfügbarkeit der Daten. Einige Flugzeuge, insbesondere militärische Flugzeuge und Privatjets, senden keine oder keine umfangreichen Daten oder werden freiwillig von FlightRadar24 aus der Anzeige entfernt.

Außerdem kann die Genauigkeit der Positionsdaten variieren, da das ADS-B-Signal von verschiedenen Faktoren wie der Laufzeit des Signals und möglichen Manipulationen beeinflusst werden kann. Die Technologie ist noch nicht gegen absichtliche Manipulationen geschützt und daher nicht zuverlässig. Sie dient der Verifikation von Daten und soll Piloten helfen, andere Fluggeräte einfacher erkennen zu können.

Was Russland genau plant, werden wir wohl in Kürze in unseren Browsern sehen.

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