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Ukrainische Luftüberlegenheitsjäger an der Front

Die russische Armee wurde lange gefürchtet – bis sie auf eine gut ausgebildete Armee traf. Es blieb der Mythos der Überlegenheit, besonders aber der Lufthoheit, begründet durch viele Waffen und gute Luftabwehr. Auch diese letzte Propagandalüge zerplatzt gerade. Wir sahen etliche ukrainische Luftüberlegenheitsjäger direkt an der Front. Daraus kann man vieles ableiten.

Ukrainischer Luftüberlegenheitsjäger wenige Kilometer vor der Front

Ob im Donbas, im Süden oder im Nordosten der Ukraine: Überall sind weiterhin ukrainische Kampfjets und Kampfhubschrauber im Einsatz. Ein Besuch vor Ort zeigt dies beeindruckend. Etliche Male wurden wir an verschiedenen Orten in geringer Höhe überflogen. Dicht genug, um mit dem bloßen Auge die Bewaffnung der MiG-29 zu identifizieren. Oft flogen Sie in der Luftabwehr-Konfiguration.

Neben den Jets sahen wir ebenfalls regelmäßig Kampfhubschrauber, die häufig zur Unterstützung der Bodentruppen direkt an der Front eingesetzt werden.

Wenn die Ukraine also Kampfjets und Kampfhubschrauber Tag und Nacht in unmittelbarer Nähe der Front einsetzen kann, dann kann Russland kaum brauchbare Luftabwehr in dieser Gegend haben.

Wo ist die russische Luftabwehr?

Video von 2016: S-300 Attrappe im Hintergrund verliert Luft

Jüngst wurde ein russisches Propagandavideo von 2016 berühmt, in dem ein Soldat stolz seine S-300 Luftabwehr erklärt, welche man im Hintergrund sieht. Im Laufe des Interviews knickt das Flugabwehrraketensystem langsam zur Seite. Es war nur aufgepustet – eine „Decoy“, eine Attrappe, welche auf Satellitenbildern täuschen soll. Dieses Video gibt den gefühlten Zustand der Luftabwehr gut wieder.

Doch es bleibt die Frage, wo die lange gefürchtete Abwehr bleibt, die aus einer Kombination aus Panzern, Raketen und Flugzeugen besteht. Es gibt viele Vermutungen: Sie existiert nicht oder ist defekt, die vermuteten Zahlen der Systeme lagen zu hoch, Wartungsstau. Genau scheint es derzeit niemand zu wissen.

Wie sind die Jets bewaffnet?

Die von anderen Kollegen und uns gesehenen ukrainischen MiGs hatten häufig eine ähnliche Waffen-Konfiguration: R-60M und R-27R Raketen. Diese schießt man in Richtung eines feindlichen, also russischen Flugzeuges, dann beginnen sie nach der Hitze der Triebwerke (oder bei anderen Raketen: nach einem im Radar angegebenen Ziel) zu suchen und schlagen ein. Sie haben eine Reichweite von 10 bis 50 Kilometern. Bei Überschallflugzeugen ist dies also die Verteidigung in der näheren Umgebung. Allerdings ist die aus den 1990er Jahren stammende MiG 29 bei vielen Operationen auf Informationen vom Boden angewiesen, um ihr Ziel zu finden und zu treffen. 

Eigentlich sollte das nach dem Stand bisheriger Erkenntnisse über den Kriegsverlauf nicht möglich sein. Bisher ging man davon aus, dass die russische Armee mit elektronischer Kampfführung den ukrainischen Informationsaustausch zwischen MiG und Boden verhindert. Darüber hinaus waren viele Experten der Meinung, dass die russische Armee über vielfältige Flugabwehr und genug A-50 Awacs Aufklärungflugzeuge verfügt, welche anfliegende Jets auf hunderte Kilometer erkennen sollte. Diese sollten dann MiG-31 und Su-35 Kampfflugzeuge mit den notwendigen Informationen versorgen, so dass diese die ukrainischen Flugzeuge abschießen können.  

All das funktioniert offensichtlich nicht mehr oder spielt nicht mehr richtig zusammen. Auch schafft es die ukrainische Armee, die Flugplätze in Frontnähe geheim und sicher zu halten. Der Einsatzradius der MiGs beträgt gerade mal rund 400 Kilometer – es muss also mehrere funktionsfähige Flugfelder geben. 

Es kommen auch durch unsere direkten Beobachtungen an der Front immer mehr Details über den Zustand der russischen Armee und russischen Luftabwehr heraus. Vom Mythos der großen unbezwingbaren Armee ist heute nicht mehr viel übrig. Das einzige was ihnen bleibt: Zivilisten terrorisieren.

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