bsnTechnikUkraine

Ukrainisches Handynetz Kyivstar nach Hackerangriff abgeschaltet 

Russland wollte die Ukraine an einem Wochenende einnehmen und scheiterte kläglich. Die Folge ist der Abnutzungskrieg voller Terror und Sabotage. Russland versucht nicht mehr zu gewinnen, sondern einfach nur den Ukrainerinnen und Ukrainern ihr Leben zur Hölle zu machen. Das ist wesentlich einfacher. Man kann mit unpräzisen Waffen wahllos Menschen töten, man kann die Infrastruktur angreifen, um Heizung und Strom ausfallen zu lassen und man kann die im heutigen Alltag elementare Kommunikation einschränken.

Meldung auf der Homepage von Kyivstar (übersetzt ins Deutsche)

Die Ukraine ist technisch wesentlich weiter, als wir. Im Restaurant scannt man den QR Code für die Karte, bestellt dann auf dem Handy und Zahl auch so. Den Alltag mit Behörden wickelt man Teilweise per App ab, die Schule kann man auf dem Tablet besuchen. All das setzt ein funktionierendes Handynetz voraus. Bisher konnte man sich darauf verlassen. Gestern sollen russische Hacker das größte Handynetz Kyivstar gekapert haben, weswegen es not-abgeschaltet wurde. Auf der Homepage des Betreibers sieht man diese Meldung. Kyivstar, der größte Mobilfunkanbieter der Ukraine, mit über 24 Millionen Mobilfunkkunden und mehr als 1 Million Kunden für Heiminternetdienste, bestätigte den Vorfall in einem Facebook-Beitrag. Bisher galt Kyivstar als technisch stabiles und sicheres Netz. Bei unseren Tests vor Ort mit speziellen Geräten des Herstellers CryptoPhone, welche das Handynetz auf Manipulationen prüft, konnten wir dies regelmäßig bestätigen.

Die Baseband Firewall des CryptoPhone CP1600 im Netz Kyivstar
Die Baseband Firewall des CryptoPhone CP1600 im Netz Kyivstar

Auswirkungen des Hackerangriffs

Kunden berichteten seit dem Morgen des 12. Dezember von Problemen, Anrufe zu tätigen oder entgegenzunehmen und Internetdienste zu nutzen. Die Webseite von Kyivstar war ebenfalls seit 9 Uhr morgens nicht erreichbar.

Kyivstar-Chef Oleksandr Komarov äußerte den Verdacht, dass Russland für den Angriff verantwortlich sei. Er erklärte in einer Video-Botschaft: „Der Krieg mit der Russischen Föderation hat viele Dimensionen, und eine davon ist der Cyberspace. Leider ist der Betreiber heute Morgen zum Ziel eines supermächtigen Hackerangriffs geworden, wodurch Kommunikationsdienste und Internetzugang nicht verfügbar sind.“

Die Sicherheitsbehörden der Ukraine ermitteln bereits in dem Fall, haben sich aber noch nicht zu den Verdächtigungen gegen Russland geäußert. Eine Sprecherin des ukrainischen Staatlichen Sonderkommunikationsdienstes (SSSCIP) erklärte gegenüber TechCrunch, dass es noch zu früh sei, Schlussfolgerungen zu ziehen. Die Untersuchung des Vorfalls werde derzeit von Fachleuten durchgeführt. Das Team des Government Computer Emergency Response Teams CERT-UA sei ebenfalls an den Ermittlungen beteiligt.

Reaktion von Kyivstar und Veon

Kyivstar arbeitet mit Strafverfolgungsbehörden und Sicherheitsdiensten zusammen, um das Problem zu lösen. Das Unternehmen betonte, dass bisher keine persönlichen Daten der Abonnenten kompromittiert worden seien. In einer Stellungnahme entschuldigte sich Kyivstar für die vorübergehenden Unannehmlichkeiten und versprach, betroffene Kunden zu entschädigen.

Die niederländische Muttergesellschaft Veon kündigte an, gemeinsam mit Kyivstar zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen, um ähnliche Vorfälle in Zukunft zu verhindern. Veon hatte bereits im Oktober Probleme mit seinen „corporate rights“ bei Kyivstar gemeldet. Die ukrainischen Sicherheitsdienste hatten zuvor Vermögenswerte von russischen Geschäftsleuten beschlagnahmt, die an Veon beteiligt sind. Veon erklärte jedoch, dass diese Geschäftsleute keine Kontrolle oder Einfluss auf die Entscheidungen von Veon oder Kyivstar hätten.

Auswirkungen auf die gesamte Ukraine

iPhone im Kyivstar Netzwerk - weiterhin offline
iPhone im Kyivstar Netzwerk – weiterhin offline

Der Hackerangriff auf Kyivstar erfolgte zu einem Zeitpunkt, an dem auch die ukrainische Großbank PrivatBank von Hackern angegriffen wurde. Oleh Gorokhovsky, Mitbegründer von Monobank, einer der größten Finanzinstitutionen der Ukraine, berichtete ebenfalls von einem massiven DDoS-Angriff auf seine Bank. Bei DDoS-Angriffen werden Internetseiten und Dienste mit einer Flut von Unsinnigen Anfragen überlastet, um sie für echte Benutzer unerreichbar zu machen. Monobank erklärte jedoch, dass die Situation unter Kontrolle sei.

Die Auswirkungen des Hackerangriffs auf Kyivstar und andere Infrastruktureinrichtungen zeigen die Bedrohung, der die Ukraine im Cyberbereich ausgesetzt ist. Der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland hat sich längst auch auf den digitalen Raum ausgeweitet.

Situation weiter unklar

Kyivstar und die Sicherheitsdienste der Ukraine arbeiten daran, den Vorfall aufzuklären und weitere Angriffe zu verhindern. Die Auswirkungen des Hackerangriffs auf Kyivstar und andere Unternehmen zeigen die wachsende Bedrohung im Cyberspace und die Notwendigkeit von robusten Sicherheitsmaßnahmen, um die Kommunikationsinfrastruktur zu schützen. Das Netz ist immer noch nicht benutzbar, wie es weitergeht, ist noch nicht klar.

Werbung