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Russlands „ethnische Säuberung“ durch Militärdienst

Russland nutzt den Krieg nicht nur für Gräueltaten in der Ukraine, sondern auch, um eine „ethnische Säuberung“ im eigenen Land durchzuführen. Es werden überproportional viele Soldaten in den entlegenen, armen und von Minderheiten bewohnten Gegenden eingezogen und an die Front geschickt. Diese Strategie hat zu einer unverhältnismäßig hohen Zahl von getöteten Soldaten unter diesen Minderheiten geführt. Welche Auswirkungen hat das auf die Zukunft Russlands?

Soldaten aus Burjatien in der Ukraine

Russland, das flächenmäßig größte Land der Welt, ist ein Nationalstaat mit 160 verschiedenen ethnischen Gruppen, in welchem über 100 Sprachen gesprochen werden. Die Geschichte der Beziehungen zwischen der ethnischen russischen Führungsschicht und den Minderheiten ist jedoch von Spannungen und Diskriminierung geprägt. Der Krieg in der Ukraine hat diese Spannungen noch verschärft und die Beziehungen zwischen der russischen Regierung und den ethnischen Minderheiten weiter verschärft. Durch das lange etablierte System des Regimes haben die Minderheiten jedoch kaum Möglichkeiten, sich zur Wehr zu setzen.

Unverhältnismäßig hohe Mobilisierung

Als Putin eine Teilmobilisierung zur Verstärkung seiner Streitkräfte für den Überfall auf die Ukraine ankündigte, traf die Last des Militärdienstes vor allem die ärmeren Bevölkerungsgruppen und ethnischen Minderheiten des Landes. Aus unabhängigen Quellen ging hervor, dass Regionen mit unterdurchschnittlichem Einkommen eine hohe Zahl von Wehrpflichtigen stellten. Diese unverhältnismäßige Mobilisierung führte zu höheren Verlusten unter ethnischen Minderheiten, wobei Soldaten aus Regionen wie Dagestan, Burjatien, Jakutien und Krasnodar die größten Verluste erlitten.

Panzer aus Burjatien vor der russischen Botschaft

Zerstörter russischer T-72 vor der russischen Botschaft in Berlin

Aus Ulan-Ude, Burjatien, kamen auch Panzer, welcher in der Schlacht um Kyiv zerstört wurden. Einer dieser Panzer wurde zum ersten Jahrestages der Invasion der Ukraine vor der russischen Botschaft in Berlin aufgestellt. 

Historischer Kontext: Ausbeutung und Unterdrückung

Als das Russische Reich im sechzehnten Jahrhundert Sibirien überfiel, traf es auf verschiedene Stämme, von denen viele zu den heutigen Minderheitengruppen gehören. Das Imperium wandte eine Taktik der Spaltung an, indem es die Stämme gegeneinander ausspielte und sie manipulierte. So konnten Russen ihre Interessen sichern und sich auf Kosten der Stämme bereichern. Diese ausbeuterische Beziehung spiegelt die Behandlung von Minderheiten in anderen Regionen, wie z. B. im Kaukasus, wider.

Ethnische Minderheiten in Sibirien: Unverhältnismäßige Belastung

Sibirien ist mehr als 30 mal so groß, wie Deutschland, hat aber nur 33 Millionen Einwohner. Von diesen werden überdurchschnittlich viele zum Wehrdienst eingezogen. In der Republik Burjatien mit ihrem hohen Anteil an burjatischer Bevölkerung ebenfalls. Der Präsident der Mongolei bot Burjaten, Tuwern und Kalmücken, die sich der Einberufung entziehen wollten, sogar Asyl an. Er beschuldigte das russische Militär, sie als „Kanonenfutter“ zu benutzen. Auch in der Republik Jakutien, die überwiegend von jakutischen Volksgruppen bewohnt wird, wurde erheblicher Druck auf die Wehrpflicht ausgeübt.

Konsequenzen für ethnische Minderheiten

Die Verwendung ethnischer Minderheiten als Kanonenfutter im Krieg hat schwerwiegende Folgen für diese Gemeinschaften. Viele Soldaten wurden ohne brauchbare Schutzkleidung oder Ausrüstung an die Front geschickt, was zu einer höheren Zahl von toten Soldaten führte. Sie schliefen ohne Schlafsack unter Panzern, hatten Pappe in den schusssicheren Westen und abgelaufene Konserven als Essen. Darüber hinaus wurden ethnische Minderheiten aus ärmeren Regionen innerhalb des russischen Militärs misshandelt und schikaniert. Diese Misshandlungen stehen im Einklang mit der seit langem bestehenden Diskriminierung ethnischer Minderheiten in der russischen Zivilgesellschaft.

Auswirkungen auf die Zukunft Russlands

Die Ausbeutung ethnischer Minderheiten im Krieg Russlands gegen die Ukraine wirft wichtige Fragen über die Zukunft der Diktatur auf. Die unverhältnismäßige Belastung dieser Gemeinschaften hat in Russland zu wachsendem Unmut und Forderungen nach Dekolonialisierung geführt. Der anhaltende Konflikt im Inland hat die tief verwurzelte Spaltung zwischen dem russischen Kernland und den äußeren Regionen deutlich gemacht, was zu weiteren Unruhen und Unstimmigkeiten innerhalb des Landes führen kann.

Internationale Reaktion und Menschenrechtsverletzungen

Die internationale Gemeinschaft hat sich besorgt darüber geäußert – aber wie so oft nicht gehandelt. Menschenrechtsorganisationen haben die russische Rekrutierungskampagne unter Hinweis auf Verstöße gegen die Genfer Konvention verurteilt, die die Zwangsrekrutierung von geschützten Personen verbietet. Im Kontext der Kriegsverbrechen, welche Russland täglich in der Ukraine begeht, gehen diese Verstöße in Russland fast schon unter. Die gezielte Einberufung bestimmter ethnischer Gruppen hat die Beziehungen zwischen Russland und seinen Nachbarländern weiter belastet.

Die Zukunft Russlands 

Putins Ausbeutung ethnischer Minderheiten im Krieg Russlands gegen die Ukraine ist nach den Gräueltaten in der Ukraine die zweite Ebene an Verbrechen. Die unverhältnismäßige Mobilisierung unter diesen Gemeinschaften verdeutlicht die seit langem bestehenden Spannungen und Diskriminierungen innerhalb der russischen Gesellschaft. Die künftigen Auswirkungen auf die Stabilität und Einheit Russlands bleiben unklar, da ethnische Minderheiten zunehmend ihre Beschwerden äußern und eine faire Behandlung fordern. Die internationale Gemeinschaft muss diese Menschenrechtsverletzungen weiterhin überwachen. Nur so kann sie rechtzeitig einen Bürgerkrieg, einen Völkermord oder ein Auseinanderbrechen Russlands kommen sehen.

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