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Angriffe der PKK auf Kurdistan (Irak)

In der Autonome Region Kurdistan im Norden des Irak (Kurz: Kurdistan (Irak)) wurden mehrmals Grenzschützer und Soldaten (Peschmerga) von PKK-Kämpfern angegriffen und getötet. Die PKK-Kämpfer überquerten dabei illegal von der Türkei aus kommend die Grenze – oft wurden sie von der türkischen Armee verfolgt.

Erbil, Hauptstadt der Autonomen Region Kurdistan

Die Autonome Region Kurdistan (Irak) verfügt seit 2005 über eine eigene Regierung, welche von der dortigen Bevölkerung gewählt wird. Es gibt ein eigenes Parlament, eigene Polizei, eigene Visa-Bestimmungen und mit den Peschmerga eine eigene Armee, welche formal zu den irakischen Streitkräften gehört. Im Kampf gegen die Terrororganisation „Islamischer Staat“ wurden die Peschmerga auch von der türkischen Armee ausgebildet und mit Waffen und Munition versorgt. Man spricht in Kurdistan (Irak) die kurdische Sprache Sorani, während die türkischen Kurden meist Kurmanci sprechen und im Rest des Iraks Arabisch gesprochen wird.

Freizeitpark Majidi Land in Erbil

In den vergangenen Jahren entstanden in der Autonomen Region Kurdistan etliche Shoppingmalls, Freizeitparks, internationale Flughäfen und viele Unternehmen. Im Parlament sitzen mehr als ein Drittel Frauen. Regiert wird in einer großen Koalition der beiden Volksparteien und zu Spitzenzeiten wurden zwei Millionen Flüchtlinge aus Syrien und dem Rest-Irak beherbergt. Es ist problemlos möglich dort Urlaub zu machen.

Doch seit Jahren zieht sich die PKK über die Grenze aus der Türkei nach Kurdistan (Irak) zurück, um den Angriffen der türkischen Armee zu entgehen. Da diese Grenzübertritte auch von den kurdischen Grenzschützern und den Peschmerga nicht gewünscht sind, kam und kommt es regelmäßig zu kleineren Gefechten. Bei diesen verschaffte sich die PKK wiederholt mit Waffengewalt Zutritt zu Kurdistan (Irak) und tötete mehrmals Grenzschützer und Peshmerga. Deswegen erlaubte die kurdische Regierung der türkischen Armee die Grenze zu passieren, um weiter gegen die PKK vorgehen zu können. Nach und nach entstanden auch Stützpunkte der türkischen Armee in der Autonomen Region Kurdistan. Die Peschmerga haben von sich aus auch kein Interesse, sich in diesen Konflikt einzumischen, werden durch die PKK aber immer wieder reingezogen. Auch die multinationale Anti-IS-Koalition in Kurdistan (Irak) hält sich aus diesem Konflikt raus.

Die PKK sieht die demokratisch gewählte kurdische Regierung als ein korruptes Regime. So wurde einer der Regierungsparteien, der KDP, regelmäßig Korruption und Wahlbetrug vorgeworfen. Da sie bei den letzten Wahlen 43 % der Stimmen erhielt, koalieren musste und Wahlbeobachter keine Verstöße feststellen konnten, bleiben diese Vorwürfe fraglich. Die PKK möchte dieses System auch nicht durch andere Wahlen ersetzen, sondern gar keine Wahl zwischen verschiedenen Parteien zulassen. Die Einwohner hingegen sind sehr froh über die demokratischen Strukturen, welche sie sich nach dem Tod des Diktators Saddam Hussein erarbeitet haben.

Zwei durch die PKK verletzten Peschmerga. Foto: Rudaw
Zwei durch die PKK verletzten Peschmerga. Foto: Rudaw

Am vergangene Samstag versuchte die PKK erneut die Grenzschützer und Peschmerga zurückzudrängen. Dabei setzten sie neben Sturmgewehren auch eine Panzerabwehrwaffe gegen ein gepanzertes Fahrzeug der Peschmerga ein. Bei diesem Angriff wurden fünf Peschmerga getötet und sieben weitere verletzt. Die PKK bestreitet den Angriff auf die Peschmerga nicht, gab aber zunächst an lediglich Warnschüsse abgegeben zu haben. Die Peschmerga waren dabei zum Schutz der verbleibenden Zivilbevölkerung in diesem Bereich eingesetzt. Die PKK möchte jedoch nicht, dass die Zivilisten vor ihnen geschützt werden. Die Zivilisten sehen dies anders und fliehen aus den Gebieten, um den Gefechten zu entgehen. Die Begova Highschool in Dagalkar gab an, den Schulbetrieb kaum noch aufrecht erhalten zu können. Die Bildungsverwaltung des Bezirkes Amedi erklärte, dass derzeit mehr als 20 Schulen und rund 1.000 Schülerinnen und Schüler betroffen seien. Rund 500, teils sehr kleine, Dörfer wurden evakuiert und die Bevölkerung weiter südlich untergebracht.

Nun gab es die nächsten toten Peschmerga, wie Brigadegeneral Della Zebari erklärt: „Eine Gruppe von Grenzschützern war mit Unterstützung der Peshmerga unterwegs, um einen strategischen Punkt in Darkar zu kontrollieren, als zwei Schüsse abgefeuert wurden. Der Peschmerga Razwan Mohammed aus Zakho wurde getötet. Es scheint ein Scharfschütze gewesen zu sein“.

Die PKK versucht diese Zwischenfälle in ihrer Propaganda seit Jahren als eine türkischen Invasion auf Kurdistan (Irak) darzustellen. Dieser Argumentation folgend wäre es der türkischen Armee in all den Jahren trotzt vorhandener Militärbasen nicht gelungen, mehr als ein paar unbewohnte Berggipfel einzunehmen. Und sie hätten in der Zeit den vermeintlichen Gegner selber ausgebildet und mit Waffen ausgestattet. Wenn die türkische Armee so unfähig wäre, müsste die PKK sie gar nicht bekämpfen, da sie keine Gefahr darstellen würden. Diese Darstellung lässt weiterhin die Frage offen: Warum kommt die PKK bewaffnet und gegen den Willen der Zivilisten und der Regierung ins Nachbarland? Bis die PKK dort Sicherheitskräfte angegriffen hat, war es ruhig.

Der Konflikt zwischen PKK und Peschmerga schaukelt sich immer weiter auf. Inzwischen ist eine Anti-Terror-Einheit der Peschmerga eingesetzt, um die Grenzschützer und Zivilisten vor weiteren Angriffen der PKK zu schützen. Diese möchte sich weiterhin nicht zurückziehen, weil sie das vermeintliche Regime, also die gewählte Regierung, zum vermeintlichen Schutze der Bevölkerung stürzen möchte.

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