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Diskreditieren und Doxxen – aber als Gewinnspiel!

„Hast du mal ne Minute? Dann ruf mich kurz an“ – war die wenig und gleichzeitig vielsagende Nachricht einer Person im Sicherheitsbereich, mit der ich immer wieder zu tun hatte. Eigentlich bin ich gerade für eine Recherche in Kurdistan-Irak, auf dem Weg zur iranischen Grenze. Aber auf der Fahrt habe ich ja Zeit. Ruhig und ausführlich wird mir erklärt, dass es konkrete Hinweise auf eine anstehende Diskreditierungskampagne gegen mich gibt. Ich finde mich und das, was ich tue, gar nicht so spannend. Aber ich trete damit wohl immer wieder Menschen auf die Füße. In diesem Fall kommt es aus der Pro-Putin Ecke oder direkt von offizieller russischer Seite, welche sich daran stört, dass ich einen abgeschossenen russischen Panzer aus der Ukraine holen und vor die russische Botschaft in Berlin stellen will. Was für ein Egoproblem muss man haben, dass einen eine solche Installation von einer wenig bekannten Person so stört, dass man andere aufhetzen muss? Aber gut, wenn man in den vergangenen Jahren ein paar Länder mit Terror und Kriegsverbrechen überzogen hat, ist man vielleicht eh etwas angespannt. 

Schlechtes Opfer (Symbolbild)
Schlechtes Opfer (Symbolbild)

Konkret geht es darum, Zwietracht und ein Narrativ zu säen und darauf zu setzen, dass willige Helfer dieses zum Aufblühen bringen. Reichweitenstarke Social Media Profile, eine Flut von Kommentaren und Beiträgen, Blogposts und natürlich „Nachrichtenartikel“ zu dem Thema. Anschließend soll dieses Narrativ in der Putin-Bubble zu Wut und Hass führen und möglichst auch zum Bedrängen im echten Leben. Dass wir genug Menschen haben, die gerne glauben wollen, dass Angela Merkel ein Echsenmensch und Tochter von Hitler ist, welche durch die Corona-Impfung Implantate in unseren Kopf setzen lässt, haben die vergangenen Jahre gezeigt. Bis zu 20.000 Leute gingen auf die Straße, um vor so etwas zu „warnen“. Doch was ist der Zweck?

Warum fährt man Kampagnen?

An sich geht es darum, die Handlungshoheit zu erlangen. Ein vermeintliches Opfer vor sich her treiben. An sich das klassische „Bullying“, wie es im englischen heisst. Ein gutes Opfer suchen und dieses drangsalieren, es in eine Rechtfertigungsfalle schieben, bei der es immer erklärt, warum die aktuellen Vorwürfe nicht stimmen. Wenn das Opfer nicht mitspielt, ist das halt gemein. Da müssen die Rollen schon klar verteilt sein.

Kathrin Weßling - Homophobe Mordphantasien - man gewöhnt sich dran
Homophobe Mordphantasien – man gewöhnt sich dran (Twitter, Kathrin Weßling)

Doch welches Narrativ könnte es werden?

Die Klassiker der Bubble sind: Schwul, jüdisch oder „Judenfreund“, im Kontakt mit israelischen (in der Bubble „jüdischen“) oder amerikanischen Geheimdiensten. Die Idee aus der engen Bubble ist, dass andere das verwerflich finden müssten. Fraglich, wie das läuft. Ich bin regelmäßig auf LGBTQI-Veranstaltungen, auch in Strapse. Ich bin sehr schön, ich habe gelernt mit den Neiddebatten zu leben. 

Enno Lenze auf dem CSD
Enno Lenze auf dem CSD

Ich bin im jüdischen Sportverein, war mal in Israel, besuche selten eine Synagoge. Ich vermute, dass das in meinem Umfeld kein Geheimnis ist.

Interview auf der Saar 6 Fregatte
Interview auf der Saar 6 Fregatte

Aber ich berichte auch von Rüstungs- und Waffenmessen, spreche mit Waffenhändlerinnen und -händlern und schaue mir den (vermeintlichen) Weg illegaler Waffen selber an. Dabei entstehen immer wieder Bilder, welche die unbedarfte Zuschauer irritieren könnten. Doch auch für diese gibt es gute Gründe. Alternativ wird regelmäßig das Ziel der Recherchereise als Anlass genommen, daraus etwas zu konstruieren. So, wie eine Reise nach Russland für diesen Artikel.

Auf einer Waffenmesse
Auf einer Waffenmesse

Und im Kontakt mit Geheimdiensten? Ich glaube, dass ich in den Krisen- und Kriegsgebieten der Welt so oft mit welchen zu tun hatte, dass nicht einmal diese das dementieren würden. Ich habe sogar Souvenirs von manchen erhalten. Das klappt also auch nicht.

Souvenirs und gesammeltes
Souvenirs und Gesammeltes

Bleiben die Klassiker: Finanzen und Privates. Ich weiss gar nicht, wie viele Steuerprüfungen ich im Leben hinter mir habe. Bisher gab es keine Probleme. Wenn ich die Steuerbescheide sehe, denke ich mir: Hätte ich mal schwarze Konten! Aber ich war nur auf einer Gesamtschule. Dafür reicht mein Intellekt nicht. 

Und mein Privatleben? Besteht aus Mikrowellenmakkaroni, einer alten Couch und einem Stapel dreckiger Teller. Da kann man besser Realitity TV gucken. Das ist spannender. Meine Adresse wurde etliche Male veröffentlicht, meine Telefonnummer auch. Ich glaube das Schlimmste, was passiert ist, war, dass jemand versehentlich bei meiner Nachbarin geklingelt hat, die etwas einsam ist. Er wurde sie kaum los. 

Gewinne Gewinne Gewinne

Also was tun? Ich möchte mit dieser Sache nicht alleine bleiben, also habe ich einen einfachen Wettbewerb gestartet: Alle mögen sich überlegen, wie so eine Kampagne ablaufen mag. Was ist das Narrativ und wie wird der Ablauf aufgebaut? Wer bis 31.12.2022 die präziseste Voraussage getroffen hat, erhält von mir 1.000€. Einsendungen bitte per Twitter oder Mail.

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